2014.01 Nepal – Berge, ein Nationalpark & ’ne bunte Stadt

Veröffentlicht in: Blog | 0

flagge-nepal9 2014.01 Nepal - Berge, ein Nationalpark & 'ne bunte Stadt

Nepal ist ein Binnenstaat in Südasien. Er grenzt im Norden an  die Volksrepublik China und im Osten, Süden und Westen an Indien. Die Hauptstadt Kathmandu ist Sitz der SAARC (Südasiatische Vereinigung für regionale Kooperation).

Die Lebenserwartung liegt bei 68 Jahren. Zum Vergleich: In Deutschland liegt diese für Frauen bei 81,3 Jahren, für Männer bei 74,2 Jahren (Stat. Bundesamt 2012).

Seit jeher beflügelt Nepal die Fantasie. Der Landstrich zwischen China und Indien ist eine Sehnsuchtsdestination. Für Bergsteiger, Entdecker, Sinnsucher. Eine Welt, die uns herausfordert und von der wir lernen können. Eine Welt, die größtmögliche Ruhe und Echtheit mit gleichzeitiger Unordnung und Armut in sich vereint. Eine Welt, der wir die Spiritualität zusprechen, die wir zu Hause vergeblich suchen. Eine Welt der Kontraste. Trekking, Rafting, unverfälschte Kultur – das Land, etwa so groß wieÖsterreich und die Schweiz zusammen, bietet eine Vielfalt, wie man sie sich als Reisender nur wünschen kann. All dies macht Nepal zu einem der attraktivsten Reiseländer überhaupt – besonders, aber nicht ausschließlich für Trekkingfreunde.

Sprache

Die offizielle Landessprache ist Nepali. Sie stammt vom altindischen Sanskrit ab, der sogenannten „Sprache der Götter“, in der alle wichtigen Hindu-Schriften verfasst wurden. Damit ist Nepali auch eng mit nordindischen Sprachen wie Hindi oder Bengali verwandt. Hindi und Nepali stehen sich etwa so nahe wie Deutsch und Holländisch.

Schrift

Beide Sprachen verwenden die gleiche Schrift: „Devanagari“. Da die Schriftzeichen aber auch in unsere lateinischen Buchstaben transformiert sind, ist Nepali auch für uns lesbar und so bei Interesse leichter erlernbar. Nepali ist weiters eine deröstlichsten indogermanischen Sprachen – zu denen auch Deutsch gehört. Außer im Aufbau ist das in vielen Vokabeln erkennbar: z.B. muso = Maus, matr = Mutter, nam = Name, path = Pfad, vidhava = Witwe.

Dialekte

Neben Nepali gibt es in Nepal noch mindestens 21 andere Sprachen, die verschiedenen Sprachfamilien angehören, hauptsächlich der indo-germanischen und tibeto-burmesischen. Diese Sprachen untergliedern sich wiederum in zahlreiche Dialekte, so dass viele Nepalesen sich untereinander gar nicht verständigen könnten, gäbe es nicht das Nepali.

Treffpunkt der Religionen: Hinduismus & Buddhismus

Die Religion ist ein sehr wichtiger Bestandteil Nepals. Sie beeinflusst das tägliche Leben und ist Ursprung der traditionellen Kultur des Landes. Offiziell ist Nepal ein hinduistisches Land. Rund 80 Prozent der Bevölkerung bekennen sich zum Hinduismus, etwa 10 Prozent zum Buddhismus und 4 Prozent zum Islam – der Rest setzt sich aus Jains, Christen, Animisten u.a. zusammen. Die genaue Zählung von Hindus und Buddhisten wird jedoch dadurch erschwert, dass sich viele Nepalesen als beides gleichzeitig verstehen – denn die beiden Religionen haben sich im Laufe der Zeit eng miteinander verwoben.

Quelle: http://www.allesuebernepal.com/info/kultur-religion

 

„Berge sind stille Meister und machen schweigsame Schüler.“ – J. W. von Goethe

 

Montag, 06.01.2014, Phuket – Kuala Lumpur – Kathmandu

In aller Herrgottsfrühe geht es von Khao Lak nach Phuket. Dort mit dem Flugzeug nach Kuala Lumpur und weiter nach Kathmandu.

Am späten Abend dort endlich angekommen wartet vor dem Flughafen eine riesige Menge kleiner Menschen mit dunklen Gesichtern. Warum es in Europa nicht diese„Abholmengen“ frage ich mich oft. Ein weißes Schild mit meinem Namen, gehalten von zwei außergewöhnlich großen Menschen für diese Region, zeigt meinen Namen. Es geht mit einem Minitaxi nach Hause. Zu Hause ist hier die Wohnung eines Reiseführers, den ich von einer guten Freundin empfohlen bekommen habe.

Zu Hause angekommen bekomme ich einen Blumenkranz von der kleinen Tochter zur Begrüßung umgehängt. Nach zwei Willkommensbier – die dänische Brauerei meint es gut mit den Menschen und produziert in 0,6 l Flaschen – gibt es Abendessen.

Die Frau ist kaum zu sehen und bringt nur das Essen herein. Zum Essen trinke ich auch Bier. Der Hausherr zwackt sich nur einen kleinen Schluck in sein Glas ab. Es wird sehr darauf geachtet, dass die Frau von den wenigen Schlücken nichts mitbekommt. Dann lieber doch gemeinsam Abendessen.

 

Dienstag, 07.01.2014, Kathmandu

Nach dem Frühstück geht es mit dem Motorrad in die Stadt. Was für ein Spaß – ich darf es mir hinten drauf gemütlich machen und ab geht es in den Verkehrswahnsinn. Die Genehmigung für das Annapurna-Gebiet muss noch beschafft werden. Nach einem kurzen und problemlosen Gang in die Genehmigungsstelle (dort sind für sämtliche Naturparks Genehmigungen einholbar) fahren wir in die Altstadt.

Einfach nur wahnsinnig – ein buntes Treiben von unterschiedlichsten Völkern, unterschiedlicher Glaubensrichtungen. Wir gehen zum alten Stadtkern. Es gibt ein altes „Rasthaus“, dass den Anfang von Kathmandu darstellt. Erbaut im 12. Jahrhundert aus einem einzigen Baum (schwer zu glauben bei der Größe des Baus) war dies der Anfang der Stadt. Das Haus hatte den Namen Kathmandap (Haus aus Holz) und stand damals am Weg zwischen Indien und Tibet.

Wir schauen uns noch den alten Kaiserpalast an (die Monarchie wurde hier 2007 abgeschafft). Der Palast ist aus dem 16. Jahrhundert und hat einen neustöckigen Turm aus Holz.

Danach fahren wir zu großen Stupa von Boudhanath – einer der größten Stupas. Wenn es einen Ort gibt, an dem man spürt, dass dieser Ort etwas besonderes ist, dann habe ich es an diesem so erfahren wie nie zuvor. Wahnsinn. Ich werde versuchen vor meiner Abreise hier noch mal herzukommen.

Im überwiegend hinduistischen Kathmandu wird diese heilige Stätte besonders gern von den buddhistischen Exiltibetern aufgesucht, sie nennen das Bauwerk Chörten Chempo, großer Stupa. Und das ist das Bauwerk mit 36 m Höhe auch.

Da ich noch ein paar Dinge erledigen muss setze ich mich in ein Internetcafe mit Blick auf die Stupa. Es gibt neben Pfannkuchen, Limonentee auch Strom. Zu Hause funktioniert um Punkt 19 Uhr der Strom auch wieder.

Wetter: morgens, 3°C; Mittags: 15°C, Sonne, diesiger Himmel

 

Mittwoch. 08.01.2014, Kathmandu (1.337 m) – Beni (830 m)

Es gibt wieder keinen Strom. Pünktlich zum Aufstehen. Der Gepäckträger für das Gebirge ist mit seiner Knattermaschine deutlich hörbar bereits eingetroffen. Er ist 24 Jahre alt, ein Sohn eines Freundes des Guides, mit dem er auch zusammenarbeitet. Der Guide ist 46 Jahre alt. Der Träger wird uns begleiten und das Gepäck tragen. Ein wenig ABM-Maßnahme denke ich. Zumindest im Moment ist dies der Gedanke.

Frühstück findet in dem bei uns so genannten Wohnzimmer statt. In der Ecke ist ein kleiner Heiligenschrein bzw. die Verehrung von Hindu-Gottheiten: kleine Kerzen, Bilder von Gottheiten, Tücher und mehr. Räucherstäbchenduft und sanfter Kerzenschein begleiten mich beim Frühstück. Die Temperatur liegt bei etwa 8°C.

Die Frau wird gerufen. Zur Wohlstimmung und Besänftigung der Götter für die Reise zündet sie drei neue Räucherstäbchen an und bringt drei frische Blumen. Es soll an die 300.000 „Gottheiten“ geben.
http://www.allesuebernepal.com/info/kultur-religion

Um 6:45 Uhr verlassen wir das Haus. Mit einem Taxi geht es zum „Busbahnhof“. Die Stadt erwacht zum Leben. Straßenkehrerinnen fegen den Schmutz des letzten Tages zusammen, auf den Gehwegen und am Straßenrand sitzen Leute um kleine Feuer und wärmen sich an diesen.

Pausenlos kommen Kleinbusse vorbei. In den Türen hängen die Wegansager, die gleichermaßen dafür sorgen, dass die Haltedauer möglichst gering ist. Teilweise sind die Kleinbusse bereits völlig überfüllt, was nicht davon abhält noch ein paar Leute reinzustopfen. Losgefahren wird grundsätzlich mit offener Türe.

Ein wenig Polizeikontrollen. Meist Papiere. Eigentlich müsste die Hälfte des Verkehrs lahmgelegt werden. Helmpflicht besteht auch nur für die Fahrer von Motorrädern. Dann kann wenigstens noch einer ins Krankenhaus fahren. Bis zum Ende meines Aufenthaltes in Nepal werde ich allerdings nicht einen einzigen Unfall sehen. Bemerkenswert. Die nicht sehr hohe Maximalgeschwindigkeit ist vielleicht eine Erklärung. Und alle können irgendwie fahren.

Im Bus läuft bereits die Glotze. Musikvideos – „Boss“, Indien oder Nepal. Später dann Musik und ein Schnulzenfilm.

Die Stadt zieht sich. Hier wohnen ca. 3,2 Mio. Menschen. Der Guide kümmert sich darum, dass ich ganz vorne sitzen darf. Sozusagen in der Fahrerkabine, diese ist in den größeren Bussen hier noch mal ein wenig abgetrennt als eigener Bereich. Hier ist man näher dran, an allem, auch am Gegenverkehr.

Der Richtungsansager verlässt mit den letzten Kilometern in der Stadt seinen Posten in der offenen Bustüre. Bekleidet mit schwarzen Lederschuhen, Hosen von Adi, einer Wollmütze und einem zu großen Karosacko, das aussieht, als ob es ein Überbleibsel eines Carepaketes aus den frühen Neunzigern wäre. Seinen Job erledigt er jetzt aus dem offenen Fenster oder mit einer Handbewegung nach oben in der Fahrerkabine. Wer diese außer dem Fahrer und mir noch sieht bleibt offen.

Es wird langsam grüner. Nur noch wenige Häuser. Wir schrauben uns einen Berg hoch und auf der anderen Seite wieder runter. In der Ferne tauchen die ersten weißen Berggipfel auf. Die Hänge sind mit Terrassen für den Ackerbau angelegt.

Die Menschen in Nepal sind weniger freundlich vom Gesichtsausdruck. Unfreundlich ist aber auch niemand. Irgendwann lächelt dann auch mal der Fahrer.

Die „Straße“ ist einspurig und genau ausreichend für zwei LKW nebeneinander. Eigentlich geteert aber viele Schlaglöcher haben sich ausgebreitet.

Das Leben findet auf der Strasse bzw. vor dem Haus statt – alle Arbeiten, die das tägliche Leben benötigt.

Nach einen kurzen Halt an einem Kiosk geht es weiter. Kinder in Schuluniform sind wie Fremdkörper an der Straße, die schmutzig ist, an der permanent Lkw vorbeidonnern.

Die Fahrt führt durch ein Flusstal. Fußgängerbrücken aus Drahtseil überspannen dieses immer wieder. Und auch sonst gibt es unendlich viel zu sehen:

•    Frisch gefangene Fische aus dem Fluss werden verkauft

•    Eine Drahtkorbseilbahn für Personen überquert den Fluss

•    An einer abgebrockten Blechhütte zahlt der Ansager Strassenbenutzungsgebühr

•    Eine Gondelbahn führt den Berg hinauf zu einem bekannten Tempel

•    Mehrere kleine Staus aufgrund von liegengebliebenen LKW, die meist neue Reifen aufziehen

•    Ein LKW, der randvoll mit Gasflaschen beladen ist und zu 1/3 über einem Brückengeländer hängt – die Polizei „regelt“ den Verkehr

•    In den Orten wird durch die vielen Busse um Fahrgäste gebuhlt

•    Auf dem Dach eines fahrenden Reisebusses stehen zwei Ziegen, leicht verwirrt dreinschauend

Auch dieser Fahrer ist Teilnehmer des endlosen Autorennens und scheint mit dem Bus vornedran nahezu punktgleich zu liegen. Anders kann ich mir das an der Stoßstange kleben nicht erklären.

Wenn es eng wird (ich habe aufgehört zu zählen wie oft) fängt der Ansager immer an zu pfeifen und klopft auf das Armaturenbrett als wolle er den Pferden noch ein paar Stärken entlocken. Alternativ wird durch Winken aus dem Fenster dem Überholten signalisiert dieser müsse jetzt ganz schnell ganz langsam fahren.

Mittagspause: Reis, ein bisschen Huhn, Spinat, Kartoffeln. Fast alle außer mir essen mit den Händen. Ich bekomme einen Löffel.

Weiter geht es. Am frühen Nachmittag passieren wir dann Pokhara. Die Vegetation ist tropisch. Es grünt überall. Wo keine Felder sind ist dichter Wald bzw. Urwald.

Meist gibt es zwei bis drei Wasserbüffel bei den Bauern. Vor den Häusern steht aufgetürmt Reisheu. Es geht Berge hoch und wieder runder. Der Himmel und die Luft wird klarer. Terrassen mit Reis säumen die Hänge. Die Straße ist jetzt nur noch ein wenig breiter als eine Spur.

In einer kleinen Stadt ist großer Auflauf auf der Straße. Diese soll erweitert werden. Die Armed Police Forces ist mit einigen Leuten als Unterstützung für die Erweiterung der Strasse vorsichtshalber vor Ort. Mit Tränengaspistolen. Der Baggerfahrer wird immer wieder von einem Verantwortlichen angehalten alles einzuebnen was noch im Weg steht. Es war sicher genügend Zeit alles aus dem Weg zu räumen.

Irgendwann wird der Bus gewechselt. Keiner weiß genau warum. Die Strassenverhältnisse liefern gleich darauf die Antwort warum jetzt eine kleine Busvariante genommen werden muss. Der Bus muss vorher Ziegen transportiert haben. Es wimmelt von Fliegen. Der Staub und Fahrtwind vertreibt sie aber zügig. Ich sitze hinten in der Mitte, da ich sonst eine Sitzreihe rausschrauben müsste, damit meine Knie Platz haben.

Ein Typ setzt sich davor, ein anderer steht im Gang. Irgendwie leicht voll oder voll leichter Drogen. Sie quatschen mich an, wollen irgendetwas, was ich nicht verstehe. Dann kommt irgendwie die Nummer mit „my country“ und so. Ich höre mir alles an. Ein wenig unentspannt sind sie. Irgendwann bekommt Ram das mit und spricht kurz mit Ihnen. Mit den Worten „this is your Guide“ endet die einseitige Unterhaltung.

Nach einer guten Stunde durchschütteln sind wir da. Beni – Staub, Jeeps, Kleinbusse, Esel und rumstehende Menschen zwischen allerlei Geschäften. Alles sieht halbfertig aus. Drumherum Berge.

Zum Abendessen gibt es wie immer Reis, Huhn,….

Wetter: 8 Uhr morgens, 7° C, Kathmandu, 1.900 m hoch

 

Donnerstag, 09.01.2014, Beni – Khalopani (2.535 m)

Nach dem Frühstück geselle ich mich zu dem bunten Treiben vor dem Hotel. Der Bus fährt erst um 9 oder 10 oder 11 Uhr. Daher werde ich gefragt, ob der Jeep auch in Ordnung ist. Klar. Garantiert noch TÜV für minus 10 Jahre, der Ersatzreifen hat gar kein Profil mehr, die aufgezogenen Reifen noch ein wenig. Passt. Und ich sitze vorne. Klasse. Ach so, noch jemand dazu, außer dem Fahrer. Inklusive dem sitzen nun 13 Männer in dem Jeep. Die 13 hätten theoretisch den Bus gefüllt. Das Gepäck wird auf dem Dach verschnürt und zwischen den Füssen verstaut. Los geht es. Langsam.

Der alte Jeep quietscht von rechts nach links. Die „Straße“ wechselt zwischen Schotter-, Geröll- und Sandpiste. Wir passieren Brücken aus alten Holzplanken, die irgendwie alle noch halten. Die Fahrerei ist ein echtes Kunststück. Der Fahrer bugsiert den Jeep durch extreme Schlaglöcher und bleibt gut in der Spur, auch wenn die Fahrrinnen Bäche sind. Teilweise wird die „Straße“ erneuert, abgerutschte Hänge gesichert und neue Brücken über den Fluss gebaut.

Zum Mittagessen gibt es dasselbe wie gestern („Dhalbad“) – aber alles direkt vor der Türe geerntet. Der Reis ist besonders gut. Unter dem Wagen wird das auslaufende Benzin aufgefangen und wieder zurück in den Tank geschüttet. Irgendwie leckt die Leitung.

Nach dem Mittagessen passieren wir dann den Eingang zu Mustang. Meine Genehmigung muss vorgelegt werden.

Noch zwei kurze Polizeistationen, an denen aber nur das Auto registriert wird. Der eine Polizist allerdings hat Langeweile und diskutiert mit dem Fahrer noch über die Anzahl der mitfahrenden Personen.

Jetzt sind wir in Lower Mustang. Für Upper Mustang wäre noch mal eine eigene Genehmigung notwendig. Bis vor einigen Jahren durfte niemand nach Mustang. Es gibt nahezu ausschliesslich traditionelle Häuser aus Steinen gesetzt bzw. gemauert. Die tropische Vegetation ist durch Tannen- und Gebirgsvegetation abgelöst. Hier und da grasen ein paar Wasserbüffel, Kühe und Schafe.

Am frühen Nachmittag kommen wir dann in Kalopene an. Für die ca. 40 km haben wir inklusive Mittagspause ca. sechs Stunden gebraucht.

Hier wohnen max. 1.000 Menschen. Im Moment noch weniger, viele sind im Tal, da jetzt keine Touristen unterwegs sind bzw. nur wenige. Ein schönes neues Hotel am oberen Ende des Ortes gehört einem Kumpel des Guides. Dort ziehen wir ein.

Ich mache einen zweistündigen Spaziergang und geniesse die herrliche frische Luft, die Ruhe und den Ausblick auf Dhaulagiri (8.167 m) im Westen und Annapurna I (8.091 m) im Südosten.

Es gibt fünf Annapurna Berge, insgesamt 13 weitere Gipfel. Der Annapurna ist der zehnthöchste Berg von den 14 Achttausendern, die es weltweit gibt. Der gesamte Gebirgszug ist 55 km lang und durch den Kali Gandaki Fluss bzw. Schlucht im Westen (der Erde tiefste Schlucht), den Marshyangdi Fluss im Norden und Osten und das Pokhara Tal im Süden umgeben. Der Name bedeutet aus Sanskrit übersetzt „voller Essen“ und der Berg stellt für die Hindu den Berg der Fruchtbarkeitsgöttin dar.

Als ich zurückkomme wird eine Herde Schafe in ein ummauertes Grundstück getrieben. Die Herde kommt aus Mustang und kommt für den Winter ins Tal. Ein Mann aus dem Dorf hier kauft eines der Schafe für umgerechnet ca. 130 €. Da stehe ich nun mit meinem Tee (der mir gebracht wurde), den Keksen, die die Frau des Guides extra für mich hat mitgegeben und sinniere über die Preise von Schafen in Deutschland (von denen ich keine Ahnung habe). Es wird langsam Zeit, dass ich wieder arbeite….

Im Hotel ist noch ein amerikanisch-kanadisches Pärchen und eine Mutter mit Tochter. Das Pärchen ist schon über 6 Monate unterwegs. Island, Europa, Georgien, Indien und hier. Ich bekomme gute Tipps für Indien. Zwei Decken und der Schlafsack – gute Nacht.

Freitag, 10.01.2014, Khalopani – Marpha (2.670 m)

Nach dem Frühstück mit zwei lokalen riesigen Fladenbroten geht es los. Wir laufen eher langsam. Dies ist wegen der Höhe notwendig und wandern gemütlich durch das Flussbett. Ein Mann mit Ersatzteilen aller Art an einem Eisenreifen befestigt kommt uns entgegen. Er ist aus Indien und repariert Reiskocher. Später ein Mann in Sandalen – ein Verkäufer von Chili und getrocknetem Fisch, auch aus Indien. Es sind ein paar Kilometer nach Indien… Die Nepalesen sind wohl eher faul, wird mir erzählt. Daher kommen Menschen aus Indien und verkaufen allerlei Dinge.

Wir laufen durch kleine Dörfer. Zum Großteil noch sehr urig und schön. Diese sind aber im Winter größtenteils verlassen. Ein Pärchen Touristen kommt entgegen. Sonst sind wir neben ein paar wenigen Einheimischen alleine. Mit dem Wind und meist Staub. Wir laufen weiter durch das Flussbett, teilweise auch auf der sogenannten neuen Straße. Da Winter ist kommen uns gerade mal zwei Lkw entgegen und ein paar Motorräder fahren an uns vorbei.

Hier oben wachsen interessanterweise immer noch Bäume. Ein paar Jahrhunderte alte haben das Abholzen bisher überlebt. Trotz schon 2.600 m Höhe ist die Baumgrenze noch nicht erreicht. Apfelbäume gibt es hier auch jede Menge. Und es gibt Destillerien.

Nach knapp vier Stunden machen wir halt für Mittagessen in Tukuche. Es wird frisch zubereitet – schnell holt einer der Leute aus dem „Restaurant“ frischen Mangold vom Nachbarn.

Ein paar heilige Kühe warten auch vor dem Tea & Coffee House. Ein Hund döst im Schatten des Feuerholzes und ein Bagger brät in der Sonne. Die ist richtig warm und kräftig. Es gibt süßen Tee und grandiosen Ausblick gratis dazu. Vor dem Nachbarhaus bekommt ein Hund den restlichen Reis vom Mittagessen – ein nepalesischer Hund.

Nachmittags pfeift der Wind dann kräftig. Glücklicherweise als Rückenwind. Mittlerweile bin auch ich vermummt. Der Sand ist überall.

Wie auch in den Alpen tragen die Kühe und auch teilweise die Ziegen hier Glocken bzw. Schellen. Dies ist notwendig, da diese sonst aufgrund des fehlenden Sauerstoffs einschlafen würden. Und wenn so eine Kuh einfach mal im Stehen einschläft ist das nicht gut. So gar ein Hund hat einmal eine Glocke um – der ist wohl zugezogen.

Wir kommen nachmittags in Marpha, der Apfelhauptstadt, an. Ein Hotel hat offen, es ist unseres. Ein Besuch in der Apfelbaumschulae bleibt bis auf den Blick auf diverse Apfelbäume ansonsten uninteressant, alles ist geschlossen.

Ich möchte noch ein wenig durch die Gegend laufen, der Träger kommt („freiwillig“) mit. Erst geht es in Richtung des „Tibet Refugee Camp“. Diese gibt es hier überall in den Bergen. Wir entscheiden uns doch irgendwann für die andere Seite des Tals. Richtiger Riecher – uns laufen drei Schakale über den Weg. Der Himmel ist herrlich blau. Die Luft glasklar und kaum Geräusche zu hören.

Abends gibt es Momo –  „Maultaschen“. Ein australisches Pärchen schleppt sich auch ins Hotel. Wir unterhalten uns und tauschen Eindrücke aus.

 

Samstag, 11.01.2014, Marpha – Jomson – Kagbeni (2.800 m)

Wind im Rücken begleitet uns den ganzen Morgen. Ein paar wenige Touristen kommen uns dick vermummt entgegen. Sie laufen zwar bergab, müssen aber gegen den Wind ankämpfen. Wir glücklicherweise nicht. Ansonsten kommen uns noch ein paar Feldarbeiter bzw. Bauern entgegen. Teilweise grüsst man sich („Namaste“), teilweise wird man auch ignoriert oder nur kurz beäugt. Dies gilt auch für den Guide und den Träger. Es gibt hier sicherlich gewisse Vorbehalte gegenüber den Touristenbegleitern, die auf den ersten Blick mehr Geld verdienen. Am Tag sind das zwischen 25 und 50 € pro Tour, dafür gibt es keine Rente. Und wenn keine Touristen da sind auch kein Geld.

Wir laufen durch den alten Teil von Marpha. Das Dorf ist größtenteils ein Überbleibsel aus vergangenen Jahrhunderten. Die Zeit ist hier eine andere. Ein kleines Kloster, vor knapp 20 Jahren gebaut, übertrohnt die Stadt. Die Mönche sind im Winter in Indien. Würde ich nicht anders machen, hätte ich die Wahl.

Die Obstbäume werden geschnitten. Aus den natürlichen Steinbrüchen an den Hängen werden Steine für Häuser und Mauern gebrochen. Und es gibt überall Wasser. Fließendes aus dem Hahn (an öffentlichen Wasserhähnen) und unzählige Bäche sowie kleine Kanäle. Der letzte Monsun hat überall deutlich seine Spuren hinterlassen. Winter gibt es hier nur ein paar Wochen. Dann fällt auch auf dieser Höhe etwas Schnee. Dies ist ca. im Februar.

Teepause in Jomsom (2.720 m), der Hauptstadt des Mustang Distrikt. Hier werde ich auch bei der Touri-Polizei registriert. Kurz ein paar Gläser warmen Tee und dann geht es weiter durch und entlang des Flussbetts des Kali Gandaki. Der Wind bläst permanent und teilweise gibt es Sand- bzw. Staubsturm. Die Sicht variiert zwischen glasklarer Luft mit Sicht bis zum Horitzon und nur wenige Metern eingehüllt in Staubwolken. Teilweise schiebt der Wind uns nach vorne. Eine Windhose begleitet uns kurz. Jetzt ist auch hinter der Sonnenbrille Sand. Feinster.

Vor uns tauchen irgendwann am frühen Nachmittag die ersten Häuser von Kagbeni auf.

Gleich am Ortseingang ist unser Hotel, vergleichbar mit einem kleinen Berggasthof bei uns. Das Essen ist fertig – wie immer das Gleiche. Zur Abwechslung. Dass der Reis minutengenau fertig ist liegt darin, dass die Angestellte uns am Ende des Tales entdeckt hat und dann den Reis aufgesetzt hat. Praktisch, wenn nicht viel los ist und das Flussbett eine gute Sicht bietet.

Im Aufenthaltsraum sitzen ein paar Einheimische. Teilweise kennt man sich. Einer hat eine Polizeijacke an. Vielleicht vom letzten Flohmarkt. Sie reden eifrig über mich. Könnte an dem roten Gesicht liegen – trotz 50iger Sonnencreme. Später spielen sie Karten. Doch nicht vom Flohmarkt, denn wer hat hier außer Staatsbediensteten und den Freunden sonst Zeit nachmittags Karten zu spielen.

Nach einer Stunde Erholungspause machen wir uns zum Kloster auf. Vorher schaue ich noch mal im Zimmer, ob es mittlerweile Wasser gibt. Fehlanzeige. Zwei Eimer voll Wasser helfen weiter.

Unterwegs treffen wir die Angestellten aus dem Hotel wieder. Sie suchen im Dorf nach der Wasserleitung des Hotels. Neben dem Kabelsalat wie man ihn kennt kommt hier noch Rohrsalat dazu. Willenlos werden Plastikleitungen in der Dicke eines Gartenschlauches „verlegt“ bzw. an die Strommasten angehängt.Überraschenderweise frieren diese überirdischen Leitungen dann auch mal ein. Weiter im Dorf basteln noch ein paar weitere Leute an den Wasserleitungen herum.

Angekommen im Kloster zeigt uns ein junger Klosterschüler das Innere des alten Gebäudes. Das Kloster ist 584 Jahre alt. Um das alte, kleine Hauptgebäude stehen neue Gebäude. Hier ist eine neugegründete Klosterschule für junge Lama erweitert worden. Wer Interesse hat – hier werden Englischlehrer gesucht und Unterstützer der Schule: kagchode.com/eng. 

Dann betreten wir ein Stück des ca. 800 – 1.000 Jahre alten Dorfkern von Kagbeni. Die Häuser sind ineinander verschachtelt, mit winzigen Gängen dazwischen, teilweise mehrgeschossig. Dazwischen kleine Gässchen, die in die Häuser führen. Irgendwo ist immer ein Stall, auch in den neueren Häusern. In den Gassen stehen teilweise Dschok-pas, eine Kreuzung aus Yak und Kuh. Dschok-pas werden in der Regel unterhalb von 3.200 m als Last- und Nutztiere eingesetzt. Sie sehen den Yaks ähnlich, haben aber bei weitem nicht ein so langes und dichtes Fell.

Auf dem Heimweg passiert nicht mehr viel. Eine Ziegenherde wird durch die engen Gassen nach Hause getrieben, ein Huhn fehlt, als die restliche Schar in den Verschlag getrieben wird und ein paar Verkäufer von selbst erstellten „Handfegern“ passieren uns.

Zu Hause gibt es Momo – heute gekocht. Und danach ein Apfelschnaps. Warm. Tut gut. Dies mal auch mit der Erlaubnis der Frau des Guides für den Guide. Ich darf immer. Müde vom Laufen und von Staub und Sonne geht es früh ins Bett. Ohne Wasser.

Sonntag, 12.01.2104, Kagbeni – Phakling – Phalyak (3.100m) – Tiri – Kagbeni

Beim Betreten des Frühstücksraumes liegt ein wenig Rauch in der Luft. Fast ein wenig beißend im ersten Moment. Ich habe die Hoffnung, dass unter dem Tisch der Eimer mit Kohle glüht (wie teilweise in den Hostels vorher). Ein Blick unter dem Tisch zeigt dass der Wunsch nach warmen Beinen Vater des Gedanken war. Der Grund des Geruches sind drei Räucherstäbchen auf dem Tisch, in eine Mandarine gesteckt. Daneben ein paar frische Blütenblätter und ein paar Groschen Geld. Die Götter sollen gut gestimmt werden und der Blick nach draußen bestätigt die Wohlgesinnung. Strahlend blauer Himmel, keine Wolke am Himmel und die Wäsche bewegt sich kaum im wenigen Wind. Wasser gibt es immer noch keines. Heute Nacht war es ja auch wieder unter Null Grad.

Wir brechen bei knapp -1°C auf und laufen ein Stück den Weg zurück, den wir gestern gekommen waren, um dann über eine der Hängebrücken aus Stahl zu gehen. Diese sind recht zahlreich über die Flüsse gespannt und wohl eine Art Infrastrukturmaßnahme der letzten Jahre.

Es geht den Berg hoch. Ein paar Einheimische kommen uns entgegen. Darunter auch eine alte Frau, die nach Indien will. Die nächsten Dörfer noch zu Fuß, danach weiter mit dem Bus.

Wir durchqueren das erste Dorf mit dem Namen Phakling. Weiter oben am Berg dann Phalyak. Auch hier regiert in erster Linie noch das Mittelalter. Urige Kühe stehenüberall herum, ein Mann sitzt auf dem Boden und bereitet Yakknochen zu Suppenfleisch. Ein paar neue Häuser gibt es auch, darunter ein Krankenhaus, eine Schule und ein neues privates Haus.

Die Höhe ist ein gutes Training für übermorgen, so kann sich der Körper schon mal an noch weniger Luft gewöhnen.

Zurück geht es durch ein kleines Tal, dass sich durch einen Bach aus den höheren Bergen gebildet hat. Vorbei an alten Höhlen, in denen früher die Lamas zur Meditation saßen, passieren wir eine Gruppe von Frauen, die Wäsche reinigen, die Kinder hüten und Essen kochen.

Kurz vor Kagbeni geht es wieder an allerlei „Hotels“ oder besser „Berghostels“ vorbei. Alles was Rang und Namen hat ist hier vertreten: Nilgiri view, das Holiday Inn, das Shangri-La und das Hill ton…

Nach dem traditionellen Mittagessen (das selbe wie jeden Tag) geht es am frühen Nachmittag nach Tiri. Dort ist ein kleines Kloster. Wir schleppen uns den Berg hoch. Es ist richtig warm und wir entledigen uns unserer Jacken. Oben angekommen bietet sich ein weiteres Mal eine grandiose Sicht.

Das Kloster ist sehr klein. Man könnte auch sagen es ist ein kleines Klosterhäuschen. An die 800 Jahre alt und eines der wichtigen von 13 Klöstern in Mustang.

Die Schwiegertochter (!) des Lama macht uns das Klosterhäuschen auf und wir können dort die Wandmalereien bestaunen. Fotografiert werden darf nicht. Da ist sie konsequent. Auch wenn der Schwiegervater nicht auf dem Berg ist.

Auf dem Weg ins Tal begegnet uns dann noch der Lama. Ein Mönch in traditioneller Kutte und in orangefarbener Daunenweste. Die Farbe ist der Tradition treu geblieben.

Durch das kleine Dörfchen gegen wir zum Fluss. Im Dorf wird der gerade der Bachlauf neu gefasst. Auch hier hat der letzte Monsun seine Spuren hinterlassen. Aber es sieht nicht danach aus, als ob hier jemand das Dorf verlassen würde. Eher umgekehrt.

Abends sitzt dann wieder der Kartenspieler und seine Kumpels im Aufenthaltsraum. Er fragt woher ich komme und ob ich Lehrer bin (die Höhe…).

Ram und ich gönnen uns gemäß Reiseführerbuch („viel Alkohol in der Höhe…“) noch paar Apfel Brandy, aufgewärmt, das wärmt noch mehr.

Es gibt keine Heizung, im ganzen Haus nicht. Immerhin gibt es hier „richtige“ Fenster und gute Bettdecken. Mittlerweile funktioniert auch das Wasser. Es hat die Internetverbindung abgelöst, die heute Nachmittag kurz aktiv war. Allerdings hat es einen leicht unangenehmen Geruch. Stand wohl schon ein paar Tage in der Leitung rum.

 

Montag, 13.01.2014, Kagbeni – Lubra – Kagbeni

Ehrlicherweise habe ich mittlerweile das Gefühl für Wochenende oder nicht Wochenende komplett verloren. Herrlich. Trotzdem ist Montag wie ich feststelle. Heute geht es gemütlich um neun Uhr los. Den Berg langsam empor steigend herrschtTotenstille, wirkliche Ruhe im ganzen Tal.

Wir laufen an einer Herde zukünftiger Pullis vorbei. Wenn ich auf den Boden schaue und die ersten der Ziegen beobachte fällt mir wieder eine geliebte Weisheit ein: „Wer der Herde hinterher läuft, frisst Sch…, nicht Gras“. Stimmt.

Der Weg führt uns zu einem kleinen Ort Namens Lubra. Auf Nepalesisch bedeutet einer der beiden Silben „heilige Schlange“, die andere „Berg“. Ich habe vergessen wie rum es war. Der Weg dorthin ist größtenteils unbeschwert. Nur der Abstieg zur Hängebrücke hat es in sich. Jeder Tritt will gewählt sein. Rechts geht es steil abwärts.

Der Ort besteht aus knapp 16 Häusern, ca. 150 Einwohner, knapp 20 davon sind anscheinend da. In der Mitte des Ortes steht wieder ein kleines Kloster, ca. 450 Jahre alt.

Auch wenn wir hier nicht mehr in der Apfelhauptstadt sind ruft mir eine Frau hinterher, dass sie getrocknete Äpfel verkauft (übersetzt mir der Führer). Wir kaufen ihr einige ab, dazu noch getrocknete Aprikosen.

Bei einem Kumpel von Guide bekommen wir Mittagessen zubereitet. Wir essen drinnen, im Hauptraum des traditionellen Hauses. Nach dem Essen setzt sich die Frau an einen Webstuhl, der in der Sonne steht. Millimeter für Millimeter wächst die Stoffbahn. Es ist eine Art Überrock den sie webt, aus Schafwolle, selbst gefärbt. Ca. sechs Tage würde sie benötigen, wenn sie durcharbeitet. So sind es meist ca. zehn Tage.

Zurück geht es wieder durch ein Flussbett. An einem der Hänge entdecken wir noch eine Art Gemsen („blue sheep“).

Heute Abend weiss ich auch warum alle ins Tal oder nach Indien gehen. Es wird zunehmend kälter. Richtig kalt. Dazu ist dann mal kurz der Strom weg. Und noch mal. Dies stört die Zubereitung des Abendessens jedoch nicht. Denn es wird mit Gas gekocht. Das Kochen mit Holz ist seit einigen Jahren verboten. An den Hängen steht auch nicht mehr viel davon.

 

Dienstag, 14.01.2014, Kagbeni – Muktinath

Um 8:30 Uhr verlassen wir das Hotel. In den engen Gassen der alten Stadt kommt es kurzzeitig zu einem leichten Stau. Eine Ziegenherde aus der Neustadt kreuzt eine Herde Kühe aus der Unterstadt – die frechen Ziegen gewinnen. Von diesen sehen wir auch die ersten Meter aus der Stadt noch einige Herden, teils mit über hundert Tieren.

Außer dem langsamen Stapfen unsere Füße ist nur Stille. Ein Traktor auf der anderen Talseite durchbricht diese; ein Jeep kommen uns entgegen und noch ein Wanderer. Das soll es gewesen sein für den ganzen Tag. Unterwegs steht ein LKW an der Straße – „Mustang Tiger“ steht auf dem Kühler. Aber es hat sich erst mal ausgetigert mit dem Radlagerbruch. Die ganz große Ölpfanne aus Sand und Stein nimmt das auslaufendeÖl auf.

Ein leichter kühler Wind weht uns um die Ohren. Das tut gut. Es ist wirklich anstrengend. Die ein oder andere kleine Pause mit getrockneten Äpfeln oder salzigen Snacks vom Guide wird eingelegt. Da die Moral in der Truppe stimmen muss ist es ein guter Zeitpunkt für Toblerone. Diese hat auch genug gesehen seit Mannheim. Wohlwollend wird diese angenommen. Auch von mir.

Wir passieren einen alten Bauern mit seiner Ziegenherde. In der Hand hält er eine Bola (eine Art Schleuder), die aus Wolle hergestellt ist. Museumsreif das Stück. Meist sehr langsam geht es weiter den Berg hoch. Nach über vier Stunden kommen wir in Jharkot an. Ein 400 Jahre altes Dorf. Auf der höchsten Erhebung im Dorf stehen dieÜberreste eines Klosters, das vom Erdbeben zerstört wurde. Das Neue ist daneben erstellt.

In irgendeinem Haus gibt es süßen Tee. Wie überall wo wir hinkommen. Das liegt nicht an der Gastlichkeit sondern daran dass der Guide es immer organisiert. Auch die Leute hier sind eher zurückhaltend. Vielleicht genug von den ganzen Trekkern. Aber auch die Menschen weiter unten im Tal waren ja ähnlich.

Der Guide bringt Nudelsuppe und entschuldigt sich dafür. Ich bin Gott froh mal keinen Reis in der Dhalbad Kombination zu essen. Zudem erinnert es mich an Tibet.

Wir kommen in Muktinath auf 3.800 m Höhe an. Das Wort bedeutet „Erlösung“. Mir fehlt etwas von dem heiligen Glanz, den dieser Ort ausstrahlen los. Allerdings stößt meine Aufnahmekapazität mittlerweile auch an Grenzen – es waren ein paar anstrengende Stunden. Das Kloster, sowohl für Buddhisten als auch für Hindu ein wichtiger Pilgerort, liegt weit oben am Hang (wie alles in Nepal…). Zuerst passieren wir den Hindu Tempel. Vier kleine Tempel sind um den Großen gebaut. Diese symbolisieren vier wichtige Tempel in Indien und geben den Pilgern, die sowieso gerade hier sind und zu arm sind, um nach Indien in alle vier Orte zu reisen, die Möglichkeit auch diese wichtigen Tempel zu besuchen.

Am buddhistischen Tempel sind die 108 Wasserspender bemerkenswert, die die Pilger im Herbst und Frühling, wenn hier Hochsaison ist, auch alle abschreiten bzw. unterschreiten. Der Guide wirft sich von jedem einzelnen etwas Wasser ins Gesicht.

Danach gehen wir weiter zu einem kleinen Nonnenkloster. Innen sitzt eine Nonne in traditioneller Kutte und pinkem Kapuzenpulli. Mit einer großen Schelle und einer Art gebogenen Trommelschläger in der rechten Hand liest sie laut und halbsingend eine heilige Schrift und schlägt dazu die Trommel sowie Schellen. Eine Ratte schaut sich kurz den heutigen Gabentisch an. Es gibt keinen neuen Reis – „doch wieder Gebetsschriften knabbern“ und verschwindet somit wieder. Das Kloster ist sehr berühmt. Dort werden alle vier Elemente gehütet. Unter anderem eine kleine natürliche Gasflamme und eine kleine Quelle.
Im Gegensatz zu dem berühmten Kloster ist der Ort an sich trostlos, auf Touristen und Pilger ausgerichtet.

Der Guide bestätigt, dass es hier vor zehn Jahren noch anders aus sah. Kleine Lodges, keine Autos. Entlang der Straße gibt es heute jede Menge Touristenshops und der Ort ist voller Hotels. Angeboten werden handgewebte Schals, Fossilien, die hier überall zu finden sind. Daneben stehen Webstühle an denen Frauen sitzen und in behäbiger Ruhe Faden für Faden aneinander reihen.

Im Hotel ist es überall kalt. Heute finde ich es auch nicht mehr witzig mit der Kälte. Der wenige Sauerstoff trägt seinen Teil dazu bei. Nachts ist es bitter kalt, um die -10°C. Wegen der Kälte und dem wenigen Sauerstoff wache ich öfters auf. Morgen ist es vorbei.

 

Mittwoch, 15.01.2014, Muktinath – Jomson

Die Sonne scheint, wärmt und mit jedem Meter abwärts kehrt die Freude zurück. Es geht stetig abwärts und obwohl die Knie das nicht so toll finden freue ich mich über mehr Sauerstoff. Plötzlich hat man wieder Gedanken. Vorher nichts im Kopf. Interessante Sache.

Während des Abstiegs drehe ich mich noch ein paar Mal um in Richtung Mustang – der Blick auf die Berge ist grandios. Dazwischen schauen die kleinen Dörfer hervor, die wir die letzten Tage besucht haben. Teils nur schwer zu erkennen, da diese auf die Größe eines Stecknadelkopfes geschrumpft sind. Und wie zum Abschied bestellt gesellt sich für einige Minuten ein großer Adler am Hang kreisend zu uns. Dann steigt er mit der warmen Luft in unsichtbare Höhen auf.

Nach gut 16 km Strecke kommen wir gegen 15 Uhr in Jomson an. Auch wenn es hier kalt ist kann man wenigstens durchatmen.

Ich nutze das Internet und hoffe mit dem Guide, dass morgen wenig Wind ist – sonst geht der Flieger nicht. Und die Straße soll auch für 45 Tage gesperrt werden. Entweder seit gestern oder ab heute oder ab morgen. Jeder sagt etwas anderes…. Noch fahren auf jeden Fall Autos. So viele wir hier nun mal fahren. Ca. acht am bisherigen Nachmittag.

Und während ich die Zeilen mit klammen Fingern schreibe fallen auch hier die ersten Schneeflocken. Die Berge drumherum sind schon weiß, was eben noch so zwischen den Wolken durchschimmert. Und es schneit weiter. Somit wären wir in dem„Pilgerörtchen der Erlösung“ im Schnee.

Ich bin gespannt auf morgen. Um 6:55 Uhr sollen wir am Flughafen sein. Pünktlich….

Am Abend gibt es noch ein paar Teegläser Apfel Brandy – wahres Feuerwasser.

 

Donnerstag, 16.01.2014, Jomsom – Pokhara

Gemäß der Vorgabe laufen wir gegen sieben Uhr zum Flughafen. Nach dem „Check in“folgt Warten. Überraschenderweise ist überall Schnee. Wir müssen warten bis die Sonne hinter dem Berg emporklimmt und die gefrorene Landebahn auftaut. Daher verlassen wir den Flughafen und gehen in einer kleinen Lodge Tee trinken.

Währen wir wieder zurück am Flughafen weiter warten unterhalte ich mich mit einer Gruppe junger Südkoreaner, die den Annapurna umrundet haben. Dies heißt auch einen 5.100 m hohen Pass zu überwinden. Die Folge waren extreme Kopfschmerzen und Übelkeit mit allen Folgen.

Während zu Beginn die lokale Polizei noch strikt darauf geachtet hat, dass sich niemand auf dem Flugplatz befindet sind irgendwann alle auf dem Vorfeld. Es werdenFotos gemacht. Die Frau vom Abfertigungsschalter baut einen Schneemann und es gibt die alternative Variante durch die südkoreanische Gruppe. Der Gruppenleiter filmt alles. Für wen bleibt auch hier offen.

Um 10:15 Uhr ertönt die Sirene. Jetzt hebt der Flieger in Pokhara ab und ist in 20 Minuten hier. Mir wird noch ein Tee vom Gepäckträger im Dorf geholt. Mit Tee in der Hand geht es in den kleinen Raum für die Sicherheitskontrolle. Prüfung der aussagelosen (da keinerlei Flugangaben aufgedruckt sind), aber schönen Boardingkarte. Der Metalldetektor wird einmal durch die Luft gewirbelt. Noch ein Blick in den Rucksack. Da sich dort allerdings zu viel Kram befindet bedeutet dies zu viel Arbeit – daher ist die Sicherheitskontrolle beendet.

Es ist eine kleine Maschine, mit ca. 30 Sitzplätzen, eng bestuhlt. Ich sitze in der ersten Reihe, mein Bein reicht aus Platzgründen leicht ins offene Cockpit. Nach intensivem Gewusel nach dem die Maschine eingetroffen ist geht alles sehr schnell. Ruckzuck ist die Maschine startbereit. Rechts von mir ein anderer Guide und daneben meiner. Beide beten vor dem Start und lassen ihre Gebetsketten durch die Finger gleiten. Der Reiseführer neben mir packt seine Hände öfters auf die Beine des Guides und auf meine Beine. Der ist mal richtig nervös. Es ist ein spannender und beeindruckender Flug an den Gipfeln vorbei durch das Tal des Flusses, dass wir mit Jeep und zu Fuss durchschritten haben. Nach 20 Minuten ist der Spass vorbei. Es war grandios zwischen den Sieben- und Achttausendern zu fliegen.

Wir landen in Phokara. Es ist angenehm warm hier, so um die 20° C. Eine warme Dusche – auch diese ist länger her. Beim Abendessen gehen wir noch den„Stromabschaltplan“ für Kathmandu für die nächsten beiden Tage durch. Durch den großen Strombedarf werden jeden Tag abwechselnd in verschiedenen Vierteln in den großen Städten der Strom abgeschaltet. Meist für vier bis sechs Stunden.

Beim Einschlafen versuche ich noch zu überlegen was besser ist – kein Strom und Ruhe oder Strom und ein Geräusch des Dieselgenerators von ca. 75 Dezibel vor dem Fenster des Hotelzimmers.

 

Freitag, 17.01.2014, Phokara – Kathmandu

Früh fahren wir mit dem Bus fahren nach Kathmandu. Neben besser verdienendenNepalesen sind ein paar Touristen im Bus.

Neben einer weiteren leicht verstörten Ziege auf dem Dach eines entgegenkommendes Busses auch hier das selbe Bild – das Leben findet auf der Straße statt. Die Frauen waschen an der Wasserstelle Geschirr, ihre Haare oder sich komplett. Essen, Handwerksarbeiten aller Art und viel nichts tun passiert entlang des Fahrwegs. Und auch viele Arbeiten, bei denen einem beim Zuschauen schon die Leute leid tun. Mit Körben in der Größe eines großen Woks werden ganze Baugruben ausgehoben. Zarte Frauenfiguren  tragen mit Schotter gefüllte Körbe auf Baustellen, gefüllt von Männern.

Der häufigste gesehene Sport in Asien bisher war Federball. Egal ob in China, Tibet oder hier. Überall stehen immer wieder Menschen und spielen Federball.

Ein Unfall mit Stau an der Steigung führt zu einer Verzögerung der Fahrt. Die Ruhe der Berge war herrlich denke ich mir hier zwischen Lkw-Gehupe, Motorenlärm und Straßenstaub. Zum Abschluss des Tages noch eine Weisheit, die auf der Kühlerhaube eines Lkws steht: “Everything is beautiful, but beautiful isn’t everything“.

 

Samstag, 18.01.2014, Kathmandu

Zurückblickend ist noch zu sagen, dass der Himmel nachts grandios war in den Bergen. Aber es war einfach zu kalt um auch nur einen Fuß vor die Türe zu setzen.

Heute ist nichts tun angesagt, die Route für Indien muss geplant werden, gleiches fürMyanmar.

Es gibt großes Abendessen: „trockenen“ Fleischsalat, gebratenes, kaltes Fleisch – beides Wasserbüffel, inklusive Schwarte. Dazu Chilischoten, Knoblauch und Ingwer. Des weiteren noch Maultaschen, auch mit Wasserbüffelfleisch und noch Gemüse.

Als Digestif eine weitere Ausprägung von Höllenwasser – nepalesischer Brandy„Signature“. Das ganze in dicken Kleidern eingemummt und mit Licht aus batteriebetriebenen Lampen.

Vor dem Schlafengehen ist dann noch zu entscheiden was taktisch an die Steckdose angeschlossen wird – von 23 bis 6 Uhr gibt es Strom.

 

Sonntag, 19.01.2014, Kathmandu/ Patna

Die ganze Familie und ich machen einen Besuch im Stadtteil Patna. Früher mal eine eigene Stadt gehört dieser heute zu Kathmandu. Ein bemerkenswertes Museum mit alten Statuen und Informationen über Religion und die Herstellung der teilweise mehrere Jahrhunderte alten Buddhastatuen ist dort – erstellt mit österreichischer Unterstützung. Ein Foto des Platzes vor dem Museum zeigt, dass dieser vor 100 Jahren genauso aussah.

Die shopping tour führt durch die kleinen Gassen. Teils ist eine Mischung von alt und neu vorhanden, die nicht immer sehr gelungen ist. Aber alles entwickelt sich hier weiter.

Dann gibt es noch ein highlight, aus Sicht der Familie. Wir besuchen die Kindskönigin („Kumari“) von Patna. Eine alte Tradition in Nepal. Mit ca. drei bis vier Jahren oder auch ein wenig älter wird ein junges Mädchen aus einer großen Schar von Anwärterinnen nach besonderen Vorgaben ausgesucht. Die Eltern geben vorher ihr Einverständnis.

Die Aufgabe der Kumari ist es, die vor ihrem Tempel versammelten Gläubigen mehrmals täglich zu segnen. Dazu schaut sie von Zeit zu Zeit aus einem Fenster.

Auswahlkriterien gibt es unter anderem 32 Schönheitsmerkmale. Gemäß den Tantras, heiligen Schriften, die für die Auswahl künftiger Kumaris

herangezogen werden:

1. Wohlgestaltete Füße.

2. Ein Kreis unter der Fußsohle.

3. Eine wohlgeformte Ferse.

4. Lange Zehen.

5. Füße und Hände wie die einer Ente.

6. Zarte und geschmeidige Füße und Hände.

7. Ein Körper in der Form eines Saptacchata-Blattes.

8. Die Schenkel eines Rehs

und so weiter.

(Quelle: www.sgipt.org/gipt/entw/bindung/Kumari/goetinaz.htm )

Eine mindestens für die westliche Kultur doch recht schwer verstehbare Tradition. Die Kindsköniginnen fristen relativ abgeschirmt ihr Leben bis sie „unrein“ werden. Die jetzige Kindskönigin ist die Tochter einer Freundin der Frau. Daher darf ich sie als Ausländer auch sehen, sonst haben Ausländer maximal das Glück die Königin am Fenster zu sehen. Ich bin ehrlich gesagt geschockt vom Anblick dieses relativ dürren Mädchens, das in einem kühlen Raum auf seinem „Thron“ sitzt. Im Vorraum, der Bruder, der auf sie aufpasst. Freundinnen von ihr kommen auch hier vorbei und ein Lehrer. Immerhin.

Heim geht es dann wieder durch den verrückten Verkehr. An den Kreuzungen verrichten altruistische Verkehrspolizisten ihren Dienst. Mit Trillerpfeifen reduzieren sie die Intensität des Chaos. Ihre Stellenanzeige beinhaltete sicher „nicht endende Herausforderung“ in „intensivem Arbeitsumfeld“. Wo sie allerdings keinen Spaßverstehen ist wenn ihre imaginär gezogenen Haltelinien nicht eingehalten werden.

 

Montag, 20.01.2014, Kathmandu – Chitvan National Park

Eigentlich wollte ich Nepal heute schon verlassen haben. Aber zum Einen habe ich nach China mir vorgenommen ein so grosses Land wie Indien einmal separat zu bereisen und nur einen kurzen Eindruck zu bekommen. Zum anderen hat mich der Guide davon überzeugt in den Nationalpark in den Süden zu fahren. Und somit steht wieder eine Busfahrt bevor – Stau ohne Ende aus der Stadt.

Angekommen residieren wir an der Grenze des Parks in einer schönen Lodge. Der Neffe des Guides arbeitet hier und ist für das soziale Engagement der Lodge verantwortlich.

Nachmittags erfolgt ein Gang durch eines der größtenteils noch traditionellen Dörfer. Die Bewohner dürfen mittlerweile nicht mehr im Park wohnen. Somit wurden alle an den Rand des Parks verbannt. Langsam wandelt sich das Leben von traditionellem in neuzeitliches. Aber es gibt noch jede Menge Häuser, die aus Elefantengras, Bambusstangen und Lehm gebaut sind. Meist nur eine kleines Fensterchen führte früher dazu, dass die Leute aufgrund des Rauches in den Häusern krank wurden. Mittlerweile sind die Küchen meist als separater Anbau vor den Häusern. Zudem es Elektrizität gibt.

Zur Lodge gehören auch ein paar Elefanten. Eine 55-jährige Elefantendame hat vor 15 Tagen Nachwuchs bekommen. Der Stolz der Lodge. Ist echt süß der Kleine. Ein Elefant kostet ca. 90.000 € und ist mittlerweile sehr schwer zu bekommen, da auch die Beschaffung aus Indien aufgrund neuer Gesetze mittlerweile schwierig ist.

 

Dienstag, 21.01.2014, Chitvan National Park

Morgens früh geht es zum Elefantenausritt. Eine große Schar von Trägerelefanten parkt schon bereitwillig und wartet auf die Touristen. Unterschiedlichste Ausprägungen derselbigen erscheinen. Leider habe ich die Gruppe von „kein Gespür für Natur und Ruhe“ abbekommen.

Die Tiere im Wald scheinen aber schon an einiges gewöhnt zu sein. Zudem überdeckt der Geruch der Elefanten den Geruch von Menschen und somit wird das Gemurmel und Gelache als Elefantengeräusche wahrgenommen.

Ein wenig Zweifel habe ich bei solchen Angeboten nichtsdestotrotz – wenn sich ca. 12 Elefanten um zwei Nashörner scharen. Aber die Viecher fressen gemütlich weiter und werden nicht abgeknallt. Viele unterschiedliche Reharten werden des weiteren auch aus nächster Nähe gesehen.

Beim Frühstück erzählt der Neffe dann eine Geschichte eines Jungen, den er mir zeigt. Ist ganz gut für die Kinder, falls diese mal nicht zur Schule gehen möchten.

Auf einer Wanderung in den nahen Bergen hat eine Gruppe aus der Lodge einen Jungen gefunden, der in einer kleinen selbstgebauten Hütte gewohnt hat. Er hat sich diese gebaut, da er für eine Stecke ca. 3 – 4 Stunden von seinem Dorf zur Schule laufen müsste und somit nicht in die Schule gehen könnte. Jetzt wohnt er hier in der Lodge bei den Angestellten und kann hier in die Schule gehen. Ein wenig verschreckt schaut er noch drein.

Nach dem Mittagessen geht es dann zur Kanufahrt. Im Fluss leben Krokodile – Fischesser und Allesfresser. Wenn die Tiere auch von Zeit zu Zeit unter dem Boot durch tauchen ist das schon ein eigenes Gefühl. Die Fischesser, Leistenkrokodil, sind sehr selten, da es frisches Wasser benötigt und sich ausschliesslich von Fisch ernährt. Dies sind die letzten Exemplare. Auch die vier chinesischen Frauen an Bord zeigen großes Eigenverständnis – so genießen wir wie die Krokodile Sonne und Ruhe.

Weiter geht es alleine mit einem Guide durch den Busch. Meist sind kleine Trampelpfade vorhanden, auf denen man läuft. Die Augen sind permanent offen, denn jederzeit kann irgendein Tier auftauchen. Weniger angenehm sind Wildschweine, sehr selten Tiger, Nashörner und wilde Elefanten. Gut gemeint und sehr hilfreich ist hier der Tipp des Führers bei Gefahr doch einfach auf einer der Bäume zu klettern. Kann ja jeder und die Bäume haben auch hier wie in Europa praktische, waagrecht abgehende Zweige ab der Höhe von einem Meter.

Wir sehen viel Rehe und Hirsche, ein paar Wildschweine und etwas weiter entfernt, was gar nicht schlimm ist, ein Rhinozeros. Ansonsten jede Menge bunte Vögel.

Rhinozerosse sind reinliche Tiere. Sie benutzen feste Plätze für ihren Toilettengang im Wald. Aber auch hier gibt es eingeschleppte Pflanzen, die Schaden anrichten. So zum Beispiel Lianen, die heimische Bäume umschlingen und mittelfristig absterben lassen.

Wir pirschen weiter durch den Wald. Der Guide immer die Augen und Ohren auf. Am Schluss des mehrstündigen Spaziergangs kommen wir an der staatlichen Nachzuchtstation für Elefanten vorbei. Hier ist dann noch mal besondere Vorsicht geboten. Es ist Brunftzeit und allabendlich ist Brautschau angesagt. Die wilden Elefanten aus dem Park schauen dann mal in der Aufzuchtstation vorbei. Wenn einer der Elefanten vorbeischaut rennt das Personal nur noch in die Häuser. Heute schaut keiner vorbei und wir können in Ruhe den Fluss überqueren.
Mittwoch, 22.01.2014, Chitvan National Park – Katmandu

Um 9 Uhr verlassen wir nach einer herzlichen Verabschiedung die Lodge. Mal wieder Busfahrt. Heute übergibt sich auch keiner.

Mittagessenspause an gewohnter Stelle und gegen 15 Uhr treffen wir in Kathmandu ein. Die Lodge und die Wärme taten sehr gut.

Nachmittags geht es noch in einem Busbüro die Fahrt nach Indien buchen. Unspektakulär. Bei irgendeinem Verwandten, der einen Shop für Telefone und weiterem Allerlei hat, wird Geld für Indien gewechselt.

 

Donnerstag, 23.01.2014, Kathmandu

Es steht nichts besonderes an. Ein paar Pakete müssen nach Deutschland geschickt werden. Doch dies entpuppt sich zu einem herrlichen Ausflug.

Zu allererst wird die Ware gewogen. Dann geht es in einen anderen Raum. Dort warten schon eifrige Hände. Der Hüter der gebrauchten Pakete, zwei Näherinnnen, ein Siegelaufbringer und ein Stempler. Dazu gibt es noch den Unterstützer für das Ausfüllen des Zollformulars und den Abkassierer. Alle total entspannt und sehr freundlich.

Was die alle machen – Stück für Stück hat hier jeder seine Aufgabe.

Als erstes fülle ich mit Hilfe des Unterstützers für das Ausfüllen des Zollformulares zwei Formulare aus. Mit den Formularen und dem Inhalt der Pakete geht es dann zum Hüter der gebrauchten Pakete. Halb über die Treppe verteilt liegen allerlei Pakete, die irgendwie in der Stadt zusammengesammelt worden sein müssen. Alle gebraucht. Das passende wird gesucht und der Inhalt mit meiner Mithilfe fein säuberlich eingepackt. Eine der Näherinnen nimmt Maß und näht gemütlich und fein säuberlich das Paket (welches bereits mit Klebeband verschlossen ist) in Stoff ein. Überstehende Fäden werden fein säuberlich mit einer alten Rasierklinge abgetrennt. Diese liegt direkt neben dem dicken Permanentmarker, mit dem ich die Adresse auf den Stoff aufbringen darf. Dann geht es zum Siegelaufbringer. Der sitzt, mit einem Wachsstift in der Hand, der wie in alten Zeiten über einer Kerze erhitzt wird, entspannt auf einem Stuhl und bringt alle paar Zentimeter das Siegel auf. Als letzter Arbeitsschritt folgt der Stempler. Zwischen dem freien Platz, der zwischen den Siegeln ist, wird fein säuberlich ein Stempel aufgebracht. Jetzt noch beim Abkassierer bezahlen und es geht weiter in die Versandabteilung ein paar Räume weiter.

Gut mit Menschen gefüllt wird hier streng nach den Nummern auf dem Formular abgearbeitet. Somit wird auch ein Vordrängler durch den Beamten nach hinten verwiesen. Ich bekomme ein Stapel Papiere in die Hand gedrückt – auf die Reise gehen sie die Pakete. Irgendwie ist meiner Ansicht nach ein Papier zu viel – ich bringe es zurück und für kurze Zeit lächelt der Beamte zufrieden.
Der Guide und ich fahren noch zu einer Stupa, die auf einem Berg oberhalb von Kathmandu liegt. Man hat einen schönen Ausblick über die nicht endend wollende Stadt, die von hier oben teilweise schön bunt ist – und vor allem sieht man den überall in Erscheinung tretenden Müll nicht. Eine Horde von Adlern kreist um den Berg.

Auf dem Heimweg, wir kämpfen uns mit dem Motorrad zwischen dem Verkehr durch. Wie ein paar tausend andere Motorradfahrer auch. Es ist mittlerweile dunkel und zur Zeit ist der Strom abgeschaltet. So scheint nur wenig Licht auf die Straße und macht die Heimfahrt noch mal spannend.

Wir fahren noch Gemüse und allerlei Dinge einkaufen. Unter anderem auch zum befreundete Metzgermeister, der in einer Art Garage seinen Laden hat. Ein Kilo Büffelfleisch kostet ca. 3 €, dafür ist noch alles dran. Ein großer Unterschied zwischen Schwarte und Fleisch wird hier nicht gemacht. Das Hähnchen wird noch mal von der Metzgersfrau mit dem Gasbrenner bearbeitet, um die letzten Überreste der Federn zu entfernen. Plötzlich geht die Flamme aus. Die Frau sucht das Feuerzeug, irgendwo unter den anderen gerupften Hähnchen liegt dieses dann. Die Gasflamme brennt wieder. Gäbe es hier ein statistisches Bundesamt gäbe es sicher auch eine Statistiküber in die Luft geflogene Garagenmetzgereien aufgrund von zwischen Fleischstücken verloren gegangener Feuerzeuge und weiter ausströmendem Gas.

Ein letztes Mal gemeinsames Abendessen.
Es waren wunderbare und bemerkenswerte Tage hier in Nepal und ich kann jedem nur empfehlen hierher zu reisen.