Laos (laotisch ປະເທດລາວ, amtlich ສາທາລະນະລັດ ປະຊາທິປະໄຕ ປະຊາຊົນລາວ, transkribiert Sathalanalat Paxathipatai Paxaxon Lao,[5] deutsch Demokratische Volksrepublik Laos) ist der einzige Binnenstaat in Südostasien.Der Staat Laos grenzt an China, Vietnam, Kambodscha, Thailand und Myanmar und hat etwa 6,5 Millionen Einwohner auf einer Fläche von 236.800 km²; Hauptstadt und größte Stadt ist Vientiane.
Geographie
Lage
Der schmale Südteil von Laos liegt auf der Indochinesischen Halbinsel zwischen Vietnam im Osten, Kambodscha im Süden und Thailand im Westen. Der Nordteil des Landes liegt auf dem eigentlichen südostasiatischen Festland, hier teilt sich Laos zudem Grenzen mit Myanmar und der südchinesischen Provinz Yunnan.
Klima
In Laos herrscht tropisches Klima mit hohen Temperaturen, wobei es durch die großen Höhenunterschiede regional zu starken Temperaturschwankungen kommen kann. Das Klima wird sehr stark von den Monsunen beeinflusst. Von Mai bis Oktober herrscht der Sommer- oder Südwestmonsun, der mit starken Niederschlägen und hoher Luftfeuchtigkeit verbunden ist. In dieser Zeit fällt eine Niederschlagsmenge von durchschnittlich 1778 Millimetern, während zwischen November und Februar durch den Nordostmonsun ein trockenes und kühleres Klima anzutreffen ist. In den Monaten März und April herrscht feucht-heißes Klima.
Landschaft
Laos lässt sich topographisch in zwei Gebiete gliedern:
- Ein von Gebirgen geprägtes Gebiet zieht sich in Nord-Süd-Richtung fast durch das gesamte Land und erreicht dabei Höhen über 2000 Meter, sein höchster Berg ist der Phu Bia mit 2.819 m. Diese Gebirgsregion umfasst etwa neun Zehntel des Landes.
- Die übrige Region, in der sich auch die Hauptstadt Vientiane befindet, ist ein kleines Tiefland an der Süd- und Südwestgrenze zu Thailand.
Der bedeutendste Fluss ist der Mekong, der in Tibet entspringt und sich bei Ho-Chi-Minh-Stadt (Vietnam) in ein über 39.000 km² ausgedehntes Flussdelta verästelt. Das Mekong-Delta entwässert in das Südchinesische Meer. Der Mekong bildet auf einer Länge von etwa 1000 Kilometern die Grenze zu Thailand und auch zu Myanmar; insgesamt berührt er laotisches Territorium auf 1.898 Kilometern. Der größte Teil des Landes entwässert somit in das Südchinesische Meer. Nur 12 % des Territoriums, ganz im Nordosten, entwässern in den Golf von Tonkin. Am Mekong liegen die Hauptstadt Vientiane und die Stadt Luang Prabang. Andere wichtige Flüsse sind der Nam Ou, Nam Ngum sowie der Nam Xebanghieng.
Umwelt
Durch großflächige Entwaldungen in den letzten Jahrzehnten sank der Grundwasserspiegel in manchen Gebieten, was zu einer prekären Trinkwassersituation in Laos führte. Zudem sind durch die Vernichtung des Lebensraumes von Flora und Fauna eine Vielzahl der Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Im Jahr 1996 galten 68 Arten von Säugetieren, Vögeln, Reptilien und Fischen als gefährdet. Mittlerweile sind jedoch etwa 14 % des Territoriums geschützt. Der Wald ist vor allem durch die Holzgewinnung, durch Rodung zur Ackerlandgewinnung und durch die Brennstoffgewinnung gefährdet, wobei etwa 8 % des Energiebedarfs des Landes mit Holz gedeckt werden. Der jährliche Waldverlust wird auf etwa 300.000 Hektar geschätzt.
Ein großes Umweltproblem von Laos sind Blindgänger, die aus dem Vietnamkrieg stammen. Sie machen das Land zu einem der Staaten mit den größten Mengen an nicht explodiertem Kriegsmaterial im Boden. Von den mehr als 2 Millionen Tonnen Bomben, die zwischen 1964 und 1973 von den amerikanischen Streitkräften in mehr als 530.000 Fliegerangriffen über Laos abgeworfen wurden, sind bis heute etwa 50 % des Territoriums betroffen. Für einen landwirtschaftlich geprägten Staat wie Laos stellt dies ein großes Problem dar, da regelmäßig Menschen durch Blindgänger verletzt oder getötet werden. Das UXO-LAO-Projekt, welches sich mit der Aufklärung der Bevölkerung und der Beseitigung von Blindgängern beschäftigt, ist einer der größten Arbeitgeber des Landes und wird von der UNDP sowie einigen Industriestaaten und Hilfsorganisationen finanziert, jedoch nicht durch die USA.
Flora und Fauna
Das Land ist etwa zu 50 % bewaldet. Es gibt sowohl Regenwälder mit tropischen Pflanzen als auch Monsunwälder. Rund 8 % der Wälder werden als Urwald eingestuft.
Laos beheimatet Raubtierarten wie Leoparden und Tiger. Arbeitselefanten werden wie in den anderen Ländern Südostasiens als Lasttiere eingesetzt.
Bevölkerung
Die Bevölkerung von etwa 6,5 Millionen verteilt sich sehr ungleichmäßig über das Territorium. Die größte Bevölkerungsdichte weisen die Ebenen am Mekong auf, darunter besonders die Region um die Hauptstadt. Die bergigen Gebiete im Osten und Norden sind sehr dünn besiedelt.
Weniger als ein Drittel der Bevölkerung lebt in Städten. Das größte urbane Ballungszentrum, Vientiane, hat eine Bevölkerung von ungefähr 600.000.
Ethnien
Die ethnische Zusammensetzung von Laos ist umstritten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts teilte die französische Kolonialmacht die Bevölkerung zunächst anhand phänotypischer Merkmale ein, wobei die Lao, Khmu und Thai die größten Gruppen stellten.[6] Das laotische Königreich übernahm diese Klassifizierung zunächst, fasste jedoch Thai und Lao zu einer Gruppe zusammen, was zur vermutlich nicht politisch intendierten Unterschätzung der Khmu etc. führte, auch weil diese schlechter zugängliche Gebiete besiedelten (Bergvölker).[7] In den späten 1950ern wurde dann das bis heute von staatlicher, und vereinzelt sogar noch von wissenschaftlicher Seite benutzte Klassifizierungsschema entwickelt, dabei werden drei Hauptgruppen unterschieden:[8] Die Lao Loum, die Lao Theung und die Lao Soung sind zwar pro forma ethnisch-kulturell definiert, entsprechen jedoch exakt den alten rassischen Kategorien der Kolonialherren.[8] Diese Klassifizierung wurde mit der Machtübernahme der Kommunisten 1975 abermals staatlicherseits modifiziert.
Aufbauend auf einem leninistischen Nationenbild und auf dem Hintergrund der vietnamesischen Nationalitätenpolitik wurde den verschiedenen, insbesondere in den Bergregionen Laos ansässigen Stämmen mehr Bedeutung eingeräumt.[9] In der Folge verfolgte das leninistische Regime mittels pseudowissenschaftlicher Studien eine Politik, die rigide ethnische Identitäten produzierte, welche sowohl eine „Zivilisation rückständiger Gruppen“ als auch eine Integration nicht-laotischer Ethnienangehöriger in den Regierungsapparat bewirken sollte.[10] Der Zensus von 1985 unterschied 68 Ethnien[11] mit 820 ethnischen Untergruppen.[12] 1995 unterschied der Zensus nach langen Beratungen 47 Ethnien;[11] 2000 je nach Lesart 49 bis 55 Ethnien.[13]
Sprache und Schrift
In linguistischer Hinsicht gibt es in Laos vier große Sprachfamilien, nämlich die Tai-Kadai, Mon-Khmer, Tibeto-Birmanische und die Hmong-Yao-Familien. Diese Unterteilung ist Gegenstand von Diskussionen und Änderungen – bei der Volkszählung 1985 unterschied man noch sechs Sprachfamilien.
Laos ist, speziell in Anbetracht der niedrigen Bevölkerungszahl, ein Land mit außerordentlicher linguistischer Vielfalt, die aber aufgrund der Abgeschiedenheit noch nicht sehr weit erforscht ist. So ist die genaue Anzahl der unterscheidbaren Sprachen unbekannt und wird mit 70 bis 120 angegeben.
Die Sprachen gehören zu vier verschiedenen Sprachgruppen:
- Tai-Sprachen, deren südwestliche und nördliche Zweige bereits seit etwa 2000 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Laos gesprochen werden. Die Anwesenheit dieser Sprachen ist das Ergebnis der Südwestmigration von Tai-Völkern aus Südwestchina vor etwa 2000 Jahren. Zu den Tai-Sprachen gehört auch die Amtssprache des Landes, die Laotische Sprache.
- Lolo-birmanische Sprachen (Zweig der Tibeto-Birmanische Sprachen)
- Miao-Yao-Sprachen werden in Laos erst seit etwa 200 Jahren gesprochen, sie kam mit Migranten aus Südwestchina ins Land.
- Mon-Khmer-Sprachen, die vor der Ankunft aller anderen Sprachen vorherrschten. Sie sind geographisch am weitesten verbreitet und weisen die höchste interne Diversität auf. Viele dieser Sprachen stehen jedoch kurz vor dem Aussterben. Andere, speziell im Norden verbreitete Sprachen, sind fester Bestandteil des Kulturlebens der dortigen Bevölkerung, wie etwa das Khmu.
Die Amtssprache in Laos ist Laotisch, das eine Tonsprache ist und große Ähnlichkeit zum Thailändischen hat. Sie wird von etwa zwei Millionen Menschen in Laos als Muttersprache gesprochen, dazu kommen etwa 20 Millionen Personen in Nordthailand, die einen thailändischen Dialekt sprechen, der dem Laotischen sehr ähnlich ist. Das Laotische ist zur Kommunikationssprache zwischen den laotischen und nichtlaotischen Volksgruppen des Landes geworden. Es gibt eine eigene laotische Schrift, deren Entwicklung auf einen Ursprung in der indischen Brahmi-Schrift zurückzuführen ist, wie dies bei den meisten nicht romanisierten Schriften Südostasiens der Fall ist.
Obwohl das Laotische Amtssprache ist und die Regierung versucht, die Benutzung dieser Sprache im ganzen Land durchzusetzen, beherrscht sie nicht jeder Einwohner des Landes. Das liegt vor allem an der schwachen Infrastruktur, aber auch an der Stärke anderer Sprachen, speziell der Hmong-Sprachen. Das Vordringen des Laotischen geht aber schnell voran, vor allem durch die Medien und durch Binnenmigration aus dem Bergland in die Ebenen.
Die beiden bedeutendsten Fremdsprachen in Laos sind Thai und Vietnamesisch. Thailändisch ist für Laoten sehr leicht erlernbar und ist im Land vor allem durch die thailändischen Medien präsent, jedoch auch durch laotische Gastarbeiter, die zeitweilig in Thailand arbeiten. Vietnamesisch wird entlang der Grenze zu Vietnam gesprochen, um den Grenzverkehr zu erleichtern, daneben gibt es in den Städten bedeutende Gruppen von Vietnamesen. Die französische Sprache ist aufgrund der kolonialen Vergangenheit bedeutend und wird mehrheitlich in der laotischen Elite noch gelernt. Laos ist Vollmitglied der Frankophonie, der Gemeinschaft französischsprachiger Staaten. Es ist Tradition, dass der laotische Präsident und der Außenminister die französische Sprache beherrschen. Mittlerweile wird sie jedoch zunehmend von Englisch, der einzigen offiziellen ASEAN-Sprache, verdrängt.
Religion
Laotische Kulturpraxen sind oft religiös geprägt. Die buddhistischen Tempel bildeten in früheren Zeiten in jedem Dorf das geistige Zentrum. Das Leben der laotischen Menschen war von der Religion bestimmt und die meisten Aktivitäten erfolgten nach dem buddhistischen Kalender. Vientiane und Luang Prabang sind als Städte der tausend Tempel bekannt und weisen eine große Anzahl von Beispielen traditioneller Kunst und Architektur auf. Der Königspalast in Luang Prabang und der That-Luang-Stupa in Vientiane sind die bekanntesten Nationalheiligtümer in Laos.
Die Hauptglaubensrichtung in Laos ist der Theravada-Buddhismus, der um 800 in das Gebiet des heutigen Laos kam. Es ist eine verbreitete Sitte, dass Jungen oder junge Männer ein paar Tage bis Wochen in einem Tempel als Mönch verbringen. Ebenso haben viele Familien einen kleinen Altar in ihrem Haus.
Ethnische Religionen mit Ahnenkult und Animismus sind vor allem in der Bevölkerung der Gebirgsregionen verbreitet, wobei diese Leute teils zum Buddhismus übergetreten sind, ohne ihren traditionellen Glauben aufzugeben.
Kleine Gruppen von Muslimen, Christen (mit der Katholischen Kirche von Laos und den Protestanten in Laos) sowie Anhänger vietnamesischer und chinesischer Religionsgruppen finden sich in den Städten.
Soziale Lage
Gesundheit
Aufgrund der maroden Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung ist in ganz Laos Malaria verbreitet, wobei das Risiko in und um Vientiane deutlich niedriger ist als anderswo. Zwischen Mai und Oktober ist das Malariarisiko am höchsten. Einige der vorkommenden Malariaerreger sind gegen bestimmte Prophylaxemedikamente bereits resistent. Weitere Krankheiten, die von Stechmücken übertragen werden, sind Dengue-Fieber und Japanische Enzephalitis, daneben sind Hepatitis A und Typhus weitere Krankheiten, gegen die Touristen zeitig genug vor der Einreise nach Laos geimpft sein müssen. Auf einen Arzt kommen 5393 Einwohner. Das vom Gesundheitsministerium unterhaltene Gesundheitswesen stellt Einrichtungen zur mobilen Gesundheitsfürsorge und stellt pro 389 Einwohner ein Krankenhausbett zur Verfügung. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 54 Jahren. Das bedeutendste Krankenhaus des Landes ist das Mahasot Hospital in der Hauptstadt Vientiane.
Vorbereitet sein müssen Reisende auch auf Durchfallerkrankungen sowie Dehydrierung. HIV/AIDS ist in Laos noch wenig verbreitet, auch wenn offizielle Statistiken nicht zuverlässig sind. Laos ist jedoch von Ländern umgeben, in denen HIV ein allgemeines Problem geworden ist. Durch verstärkte Migration innerhalb Südostasiens, etwa laotische Arbeiter in den Nachbarländern oder ausländische Beschäftigte in Laos, sowie Tourismus und den weiterhin niedrigen sozialen Status der Frau wird sich HIV wahrscheinlich auch in Laos weiter ausbreiten, obwohl es Regierungsinitiativen zur HIV-Aufklärung gibt.
Drogenproblematik
Mit Opium sind die Bewohner des heutigen Laos seit dem 18. Jahrhundert vertraut, als der Opiumhandel mit China sowie die Opiumabhängigkeit in das Land kamen. Das Wissen über die Produktion von Opium kam im frühen 19. Jahrhundert mit den einwandernden Hmong nach Laos.
Seit 1899 ließ die französische Kolonialverwaltung kontrolliert Opium produzieren und durch das Opiummonopol aufkaufen, welches 1928 75 t Opium über lizenzierte Händler vertrieb, dazu kam Geschmuggeltes aus Yunnan. Die eingewanderten Hmong produzierten 1909 3,5 t, nach den Aufständen 1919–22 1923 jedoch schon 23 t, ab 1930 wurde durch verstärkte Kontrolle der Anbau fast vollständig unterdrückt. Die unter japanischer Besatzung weiterbestehende vichytreue Verwaltung sah sich aus fiskalischen Gründen gezwungen, in ganz Indochina, das zu der Zeit 100.000 Süchtige hatte, den Anbau auszubauen. Die ans Monopol durch Zwischenhändler wie Touby Lyfoung abgelieferte Menge stieg von 7,5 t 1940 auf 60 t vier Jahre später.[14]
Im ersten Indochinakrieg nutzte die vom Geheimdienst SDECE ins Leben gerufene Einheit GCMA unter Kommando des berüchtigten Roger Trinquier das in Laos angebaute Opium, um bis 1954 ihren Krieg gegen die Freiheitskämpfer der Pathet Lao zu finanzieren.[15]
Offiziell hatte Laos das aus französischer Zeit übernommene Opiummonopol (Opium Régie du Laos) 1961 abgeschafft und den Handel fürderhin unter Strafe gestellt. Anbau und Export, die ursprünglich zur Finanzierung der GCMA bis 1954 massiv ausgeweitet worden waren, gingen jedoch weiter. Unter General Phoumi war der Luftwaffengeneral Ouane Rattikone ab 1962 beauftragt, die Opiumgeschäfte der Regierung zu leiten. Zu dieser Zeit wurden monatlich etwa 1 t Opium an die Kumpanen von Nguyen Kao Ky in Südvietnam geliefert, die es zielgerichtet an US-amerikanische Soldaten verkauften.[16] Die Exporte verdreifachten sich bis 1964.[17] Nachdem Rattikone 1965 den Premierminister Phoumi Nosavan vertrieben hatte, übernahm er den Opiumhandel besonders im Nordwesten selbst. Zunächst schaltete er als Transporteure die Air Laos Commerciale aus, wodurch sich zunächst logistische Probleme ergaben. Um eine Schwächung der Luftwaffe zu vermeiden, kaufte die amerikanische Entwicklungshilfeorganisation USAID für ihn und den im Nordosten operierenden Vang Pao, zwei Douglas DC-3 Transportmaschinen. Es wurde eine Fabrik betrieben, in der ab 1965 Heroin der Marke Double-U-O Globe produziert wurde.
In den frühen 1970er Jahren wurde die Anzahl der opiumabhängigen Laoten auf 50.000 geschätzt. Für 1992 wurde geschätzt, dass etwa zwei Prozent der Bevölkerung opiumabhängig waren. Die Anbaufläche betrug 15–20.000 ha, mit einer Produktion von 60–140 t.[18] 60 Prozent der Abhängigen waren Bewohner der bergigen Regionen im Norden des Landes. Für 1995 wurde geschätzt, dass Laos 80 Tonnen Opium für den eigenen Verbrauch produzierte und weiterhin 40 bis 60 Tonnen exportierte. Damit war Laos nach Afghanistan und Myanmar die drittwichtigste opiumproduzierende Nation.
Erst seit 1996 werden Produktion, Handel und Gebrauch von Opium tatsächlich bestraft. Trotzdem wurde für 2001 eine Zahl von 58.000 Drogenabhängigen geschätzt. In zunehmendem Maße werden neben Opium auch Heroin, Amphetamine und Klebstoffe als Rauschmittel konsumiert.
Die Regierung von Laos versucht in Zusammenarbeit mit dem UNDP und Nichtregierungsorganisationen, das Problem des Drogenmissbrauches zu bekämpfen. Schwerpunkt ist es, den Produzenten von Opium eine alternative Einkommensquelle zu bieten. Parallel dazu werden Bildungsprogramme in den betroffenen Regionen durchgeführt. Es werden Projekte zur Vorbeugung und Behandlung von Drogenmissbrauch, die im Einklang mit der lokalen Kultur stehen, gestartet. Daneben gibt es Maßnahmen zur Durchsetzung des Gesetzes des Opiumhandels. Art. 135 des Strafgesetzbuches sieht für Drogenhändler die Todesstrafe vor, die aber bisher noch nicht angewendet wurde.[19] Das Fehlen ihres einzigen „cash crop“ führt zur Verarmung.[20] Ziel der Regierung ist es, im Jahr 2015 drogenfrei zu sein.
Bildung
Laos verzeichnet eine niedrige Alphabetisierungsrate. So können nur zwei Drittel der Männer und ein Drittel der Frauen über 15 Jahren lesen und schreiben.[21] Rund 40 % der Laoten haben noch nie eine Schule besucht, in den nördlichen Provinzen wie Luang Namtha oder Phongsaly sind es mehr als 60 %. Zwei Drittel der laotischen Kinder brechen vorzeitig die Grundschule ab, um zum Lebensunterhalt der Familie etwas beitragen zu können, insbesondere in der Feldarbeit.
In größeren Ortschaften gibt es Grundschulen, die vor allem von privaten und internationalen Organisationen wie zum Beispiel UNICEF gesponsert werden. In den sehr ländlichen Gebieten, vor allem in den Bergregionen, existieren zentrale Grundschulen, die viele Ortschaften versorgen. Dadurch sind oft sehr weite Wege (20 km und mehr, meist zu Fuß) zurückzulegen, eine Schulbuseinrichtung in ländlichen Gebieten existiert nicht, in den meisten Regionen gelten Mofas und selbst Fahrräder als Luxusgüter. Weiterführende Schulen sind kostenpflichtig, was dazu beiträgt, dass nur wenige Menschen eine solche Schule besuchen können. Offizielle Schulpflicht in Laos beträgt 8 Jahre, laut UNESCO liegt die Einschulungsquote (Stand 2008) bei 83 %. In Laos herrscht Schuluniformpflicht. In größeren Städten – z. B. in Phonsavan und in Thakhek – gibt es Kindergärten nach DDR-Vorbild, die auch auf laotisch „kindergarten“ genannt werden.
Das Schulsystem Laos‘ wurde ab 1975 von der Regierung wiederaufgebaut. Es besteht regulär aus elf Schuljahren und gliedert sich folgendermaßen: Grundschule (ab dem sechsten Lebensjahr) fünf Jahre, untere Sekundarstufe drei Jahre, obere Sekundarstufe drei Jahre. Unterrichtet wird in der Landessprache Laotisch. An einigen Schulen werden außerdem die Fremdsprachen Französisch und Englisch gelehrt.
1996 wurden die elf Hochschulen des Landes zur Nationaluniversität Laos (National University of Laos, NUOL) zusammengefasst. Die meisten Einrichtungen befinden sich in der Hauptstadt Vientiane, manche sind auch in Luang Prabang oder in anderen größeren Städten. Die Universität umfasst folgende Fakultäten: Naturwissenschaften, Ingenieurwesen, Architektur, Sozialwissenschaften, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Pädagogik/Bildung, Ökonomie/Wirtschaft, Recht, Politik, Schriftlehre und Medizin. Außerdem gibt es ein Zentrum für nachhaltige Entwicklung sowie die School of Foundation Studies. Vor Studienbeginn müssen alle Anwärter die zweijährige School of Foundation Studies besuchen, was in etwa der gymnasialen Oberstufe entspricht. Momentan werden an der NUOL rund 26.600 Studenten ausgebildet (Stand 2008).
Geschichte
Archäologische Funde in den Provinzen Houaphan und Luang Prabang belegen menschliche Aktivität auf dem Gebiet des heutigen Laos vor etwa 40.000 Jahren. Siedlungen sesshafter, Landwirtschaft betreibender Bewohner gab es um 4000 v. Chr., während Funde in Grabstätten aus der Zeit um 1500 v. Chr. auf eine komplexe, entwickelte Gesellschaft schließen lassen. Ab etwa 700 v. Chr. wurden im heutigen Laos Eisenwerkzeuge verwendet, die auf enge Kontakte mit benachbarten indischen und chinesischen Zivilisationen hindeuten. Auch die monumentalen Steinkrüge in der Ebene der Tonkrüge sind der Eisenzeit (etwa um die christliche Zeitenwende) zuzuordnen.
Die ältesten Volksgruppen des heutigen Laos sind die Lua und Khmu (oft zu Lao Theung – „Hochland-Laoten“ – zusammengefasst), die zur austroasiatischen Sprachfamilie gehören. Von den später eingewanderten Tai/Lao wurden sie als kha bezeichnet, was aber als abwertend angesehen wird, da es auch „Diener“ oder „Sklave“ bedeuten kann. Ihre Anwesenheit ist seit etwa 500 n. Chr. dokumentiert. Zu dieser Zeit gehörte der Süden des heutigen Laos zum staatsähnlichen Gebilde Funan. In der südlaotischen Provinz Champasak lag vermutlich die Stadt Shrestapura, eine der Hauptstädte des im 6. bis 8. Jahrhundert bestehenden Staatenverbunds Chenla, einem Nachfolger Funans und Vorläufer des späteren Khmer-Reichs (Kambuja). Anfang des 8. Jahrhunderts spaltete sich Chenla chinesischen Chroniken zufolge in ein „Land-Chenla“ und ein „See-Chenla“. Südlaos gehörte zum Kerngebiet von „Land-Chenla“.
Tai-Völker, zu denen die Lao gehören, wanderten wahrscheinlich im Verlauf des 1. Jahrhunderts aus China in die nördlichen Teile Südostasiens, auch in das nördliche Laos, ein. Als Lao werden die Tai-Stämme bezeichnet, die sich im mittleren Mekongtal niederließen; ein weiteres Tai-Volk, die Phuan siedelten sich hingegen in der „Ebene der Tonkrüge“ an. Bis an die Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert konnten ‚Lao‘ und ‚T(h)ai‘ noch synonym verwendet werden, erst dann bildeten sich separate nationale Identitäten heraus. Da die Tai/Lao in den Flusstälern siedelten und Nassreisfeldbau betrieben, die „kha“ hingegen an den Berghängen, wo sie von Brandrodungsfeldbau lebten, koexistierten die beiden Volksgruppen weitgehend ohne Konkurrenz – eine Differenzierung, die zum Teil bis in die Gegenwart besteht. Die Lao bildeten – wie andere Tai-Völker Südostasiens – Müang genannte Stammesfürstentümer, die jeweils aus mehreren Dörfern bestanden und von einem Oberhaupt (chao) beherrscht wurden. Eines der ältesten Müang war Müang Sua, das heutige Luang Prabang, das wahrscheinlich im 11. Jahrhundert gegründet wurde. Die Lao nahmen den Buddhismus an, pflegten aber auch weiterhin animistische Traditionen der Tai-Völker, etwa die Verehrung von Ahnen und Lokalgeistern (phi). Im 12. und 13. Jahrhundert gehörten weite Teile des heutigen Laos zum Machtbereich des Khmer-Reichs von Angkor.
Als Anfangspunkt der eigentlichen Geschichte Laos’ wird üblicherweise das Jahr 1353 angenommen, als der Herrscher von Müang Sua, Fa Ngum (der zuvor als Kommandeur im Heer von Angkor gedient hatte) das Königreich Lan Xang Hom Khao, das „Reich der Millionen Elefanten unter einem weißen Schirm“, gründete. Lan Xang war kein einheitliches Reich, sondern ein Mandala, ein komplexes staatsähnliches Gebilde aus mehreren Müang, die ein politisches und spirituelles Zentrum (bis 1563 Luang Prabang, anschließend Vientiane) und einen König als Oberherrscher anerkannten, aber in inneren Angelegenheiten autonom blieben. Die Herausbildung Lan Xangs wurde durch den Niedergang Angkors begünstigt. Zur Zeit seiner größten Stärke umfasste der Einflussbereich Lan Xangs das gesamte heutige Laos, das heutige Nord- und Nordostthailand, Teile des myanmarischen Shan-Staats sowie Sipsong Panna in der heutigen südchinesischen Provinz Yunnan. Lan Xang erreichte im 17. Jahrhundert unter König Sulinyavongsa seine Blütezeit, in der bemerkenswerte Kulturgüter, vor allem in Literatur und Dichtung, geschaffen wurden. Handel und Bildung erreichten in dieser Zeit ein hohes Niveau.
Nach Sulinyavongsas Tod zerfiel Lan Xang unter Thronfolgestreitigkeiten und wurde 1707 in drei separate Monarchien geteilt: Luang Prabang im Norden, Vientiane im Zentrum und Champasak im Süden. Auch das kleinere Fürstentum der Phuan in Xiang Khouang war zeitweise quasi unabhängig. Sie alle waren jedoch wiederholten Invasionen der mächtigeren Nachbarn aus Birma, Siam (Thailand) und Vietnam ausgesetzt, die den Anspruch auf Oberherrschaft erhoben. Da Vietnam den Mekong als Westgrenze, Siam aber die Annamitische Kordillere als Ostgrenze seiner Einflusszone betrachtete, gehörte Laos zu beiden sich überschneidenden Machtsphären und bildete einen Puffer zwischen ihnen. Die verschiedenen Lao-Herrscher balancierten die beiden mächtigen Nachbarn aus, neigten mal dem einen, mal dem anderen zu, zeitweise zahlten sie auch beiden Seiten gleichzeitig Tribut. In inneren Angelegenheiten wahrten sie aber weitgehende Autonomie, wenngleich die Lao-Müang im heutigen Nordostthailand (Isan) zunehmend unter die direkte Kontrolle Siams und Xiang Khouang unter diejenige Vietnams geriet. [22]
1827 rebellierte König Anuvong von Vientiane gegen die siamesische Oberherrschaft. Seine Truppen wurden jedoch nach ersten Erfolgen zurückgeschlagen. Anuvong wurde in Bangkok öffentlich ausgestellt und hingerichtet. Er wird heute als laotischer Nationalheld verehrt, obwohl damals noch nicht an eine Nation Laos zu denken war. Das Königreich Vientiane verlor seine Autonomie und die Hauptstadt wurde dem Erdboden gleichgemacht. Ein Großteil der Bevölkerung des heutigen Zentral-Laos wurde auf die westliche Seite des Mekong (ins heutige Thailand) verschleppt.
Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts erlangten die Franzosen als Kolonialmacht immer stärkeren Einfluss im kontinentalen Südostasien. 1893 eroberten die Franzosen die linke Uferseite des Mekong und zwangen Siam zur Anerkennung des Mekong als Grenze. Die westlich des Mekong gelegenen von Laoten besiedelten Gebiete blieben dagegen bei Siam. Sie bilden bis heute den thailändischen Isan. Der Mekong wurde von der Mittelader des laotischen Siedlungsgebiets zum Grenzfluss. Das heutige Laos wurde als Protektorat Laos in die französische Kolonie Französisch-Indochina eingegliedert. Sämtliche Pläne für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes blieben jedoch unverwirklicht. Im frühen 20. Jahrhundert bildeten sich in Französisch-Indochina Widerstandsbewegungen gegen die Kolonialherrschaft; die Idee einer laotischen Nation entstand.[23] Unter anderem gründete Ho Chi Minh 1930 die Kommunistische Partei Indochinas, deren Ziel die Vertreibung der Kolonialherren war.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Laos vorübergehend durch die japanische Armee besetzt. Nachdem Japan bedingungslos kapituliert hatte und sich aus dem Land zurückziehen musste, erklärte Laos am 12. Oktober 1945 seine Unabhängigkeit. Es gelangte jedoch wiederum unter die Herrschaft der Franzosen. Am 19. Juli 1949 wurde der französisch-laotische Vertrag unterzeichnet, der Laos zu einem unabhängigen Mitglied innerhalb der Union française machen sollte. Daraufhin spaltete sich die Lao Issara („Freie/Unabhängige Lao“ – Unabhängigkeitsbewegung), da nur ein Teil der laotischen Unabhängigkeitskämpfer mit diesem Vertrag zufrieden war. In den folgenden Jahren ging der Einfluss Frankreichs zurück, Wahlen fanden statt und die USA gewannen an Einfluss. Frankreich unterlag schließlich in Vietnam und gab am 21. Juli 1954 während der Indochinakonferenz (Genfer Konferenz) offiziell alle Ansprüche in Indochina auf, sagte zu, seine Truppen abzuziehen und die Unabhängigkeit Laos‘ anzuerkennen, womit Laos schließlich seine vollständige Souveränität erlangte.
Während des Vietnamkriegs war Laos neutral und es gab keine offizielle Kriegserklärung der Vereinigten Staaten an Laos. Dennoch führte die CIA in den 1960er und 1970er Jahren mit einer geheimen von ihr selbst ausgehobenen Hmong-Armee von Long Cheng aus einen in der Öffentlichkeit bis heute unbeachteten Krieg gegen die Pathet Lao. Marc Eberle dokumentierte dies in seinem Dokumentarfilm „Amerikas geheimer Krieg in Laos“.[24][25] Der zu einem großen Teil durch Laos verlaufende Ho-Chi-Minh-Pfad war nur ein Teilaspekt im Kampf gegen den Kommunismus, so wurden über Laos bei den amerikanischen Flächenbombardements pro Einwohner geschätzte 2,5 Tonnen an Sprengsätzen abgeworfen. Daher gehört Laos zu den am schwersten bombardierten Ländern der Welt.[26][27] Bis heute wurden und werden keine Reparationszahlungen an die Zivilbevölkerung geleistet.
Nach dem Ende des Vietnamkrieges übernahmen die kommunistisch geprägten Kräfte des Pathet Lao durch eine – im Vergleich zum Geschehen im Nachbarland Kambodscha – unblutige Revolution im Jahre 1975 die Macht und proklamierten am 2. Dezember 1975 die Demokratische Volksrepublik Laos. Die Laotische Revolutionäre Volkspartei wurde zur regierenden Partei des Landes bestimmt und der erste Premierminister, Kaysone Phomvihane blieb bis 1992 in seinem Amt. Durch politische und wirtschaftliche Repressionen blieb das Land weithin unsicher und instabil und etwa 10 % der Bevölkerung verließen Laos, vor allem in Richtung Thailand, Frankreich, USA und Australien.
Aufgrund von schwerwiegenden Wirtschaftsproblemen leitete Laos ab 1986 unter dem Namen Neuer ökonomischer Mechanismus eine Öffnungs- und Reformpolitik ein, mit dem Ziel, den allmählichen Übergang von der Plan– zur Marktwirtschaft zu realisieren. Im Rahmen dieser Reformen wurden Wirtschaftsliberalisierungen durchgeführt und die Beziehungen zum Ausland verstärkt.
Auch politische Reformen werden allmählich in Angriff genommen. So verabschiedete die Volksversammlung am 14. August 1991 die erste Verfassung seit der Machtübernahme der Kommunisten und seit 1997 ist Laos Mitglied der ASEAN.
Einen nach wie vor ungelösten Konflikt gibt es in der Sonderzone Saysomboun nordöstlich von Vientiane, wo es noch heute bewaffnete Kämpfer gegen die kommunistische Regierung gibt. Diese rekrutieren sich hauptsächlich aus Mitgliedern der Hmong-Minderheit und haben sich in die Bergregionen zurückgezogen, wo sie in großer Armut leben. Wiederholt kam es zu Überfällen und Attentaten in und um Vientiane und an wichtigen Verkehrswegen, denen nicht zuletzt ausländische Touristen zum Opfer gefallen sind. Andererseits wird auch von schweren Menschenrechtsverletzungen des Militärs im Kampf gegen die Aufständischen berichtet.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Laos